Kamikazefahrt von Rampur nach Kathmandu
Der letzte Tag im PMC. Wir schnüren unsere Rucksäcke, Martin organisiert für die kranke Letitia einen Träger und gegen Mittag verabschieden wir uns von Peshala, Dadoma unserer fleißigen Köchin, Susanne und Martin. Danesh ( Dentist und Lebensgefährte von Peshala) sowie Peshalas Nichte, Neffe und Schwägerin begleiten uns zu ihrem Haus nach Rampur. Der schweißtreibende Ab- und Aufstieg bei Regenwaldbedingungen wird nochmal knifflig. Es hatte am Vortag wieder geregnet, so dass die Zickensteige und Steine sehr glitschig waren. Völlig durchnässt erreichten wir Mac's Haus, bezogen wieder deren Räume ( Holzlager ohne Matratze, kahler Raum ohne Schrank, Regal , blanker Betonboden) und wurden mit 2 leckeren Mahlzeiten verwöhnt. Waschen ist hier im Dorf nur an der Waschstelle oder für die Einheimischen an der Schüssel im Haus/ vor dem Haus möglich. Die Herren konnten sich wenigstens obenrum befeuchten, wir Damen wischten uns leidlich mit Desinfektionstücher. Wir verbrachten den Abend bei Regenguss und frischen Temperaturen bis ca. 21 Uhr ( das wurde in Nepal unsere Schlafenszeit, da es morgens spätestens 6 Uhrraus ging) vor Macs Haus unter der Plane. 5 Uhr klingelte der Wecker und das Abenteuer " Busfahrt" mit dem öffentlichen Bus kam auf uns zu. Dass in dieser Wildnis überhaupt Busse eingesetzt werden, ist unvorstellbar. Wir saßen zwischen den misstrauischen, verschlossenen Nepali und schleuderten in einer 14-stündigen Mördertour durch Flüsse, über Schotterpisten mit Steilanstiegen, die jedem deutschen Auto den Garaus gemacht hätten. Alles verpackt in scharfkantige Serpentinen. Nebenbei wird die Strecke aufgehübscht mit kniehohen Fahrrinnen. Der indische Tata- Bus vollführte Leistungen ungeahnten Ausmaßes. Der Fahrer nicht minder. Mit einer Todesverachtung stürzte er sich und uns die Pisten hinab, ohne zu fragen, ob wir seine Meinung teilen. Auf der Strecke haben wir mehrfach mit dem Leben abgeschlossen. Sehr motivierend, wenn außerdem ein abgestürztes Busgerippe weithin sichtbar die Gemütslage unterstreicht. Unsere Wirbelsäulen wurden durchgerüttelt, gestaucht, die Körperhüpfer endeten an der Busdecke. Das Gefährt: ein versiffter Karren mit zT defekten Rücklehnen ( ich durfte solch "Liegesessel" nutzen...) und undichtem Aufbewahrungsfach für unsere Rucksäcke. Wir sahen in Kathmandu angekommen sowieso aus wie die Staubschweine aber unser Gepäck war der Gipfel: der gesamte Tagesdreck der Pisten fand sich darauf wieder. Die Schleudertour durch Nepal wurde noch viel interessanter, als der Bus zu Beginn der Fahrt wegen gebrochener Feder liegen blieb. Wir konnten von Glück reden, dass es nicht in der absoluten Pampa passierte, sondern am Rande von Okhaldungha. Nach 2-2,5 Stunden Reparatur vor Ort ( alle Männer taten wichtig, in 3 Anläufen wurden Werkzeug und Schrauben gebracht und grobschlächtig umher gehämmert, die Feder auseinander und wieder zusammen gesetzt). Wir restlichen Fahrgäste bescherten der Gemüsehändlerin Umsatz ( Bananen gekauft: 5 Stück = 50 Rupien = 40 Cent). Nach erfolgreicher Reparatur begann dann das Kamikaze- Kommando. Es wird gehupt, in jeder , wirklich jeder Situation überholt, der Reifen steht maximal 10 cm vom Klippenrand entfernt ( Absturzsicherungen gibt es nicht) und das Gequieke im Businneren macht die Todesangst deutlich. Nebenbei kotzen die Nepali in oder außerhalb der Tüte und stellen ihrerseits einen hochwertigen Motivationseffekt dar. ( keine Klimaanlage, dafür Durchzug mit Staubluft) . In Kathmandu lebend aus dem Gefährt gefallen, gratulierten wir uns, diesen letzten Teil unserer Reise überstanden zu haben.
Liebe Grüße
Diana
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