Staatsakt nach "Parteitagsmanier"
Die Tage im PMC gestalten sich ähnlich eines Outdoor- Lagers. 6 Uhr plätschert aus dem Lautsprecher eine melodische, zarte nepalesische Weise; alles, was Beine hat ( inclusive der zwei weißen , freilaufende Hasen) kreucht verpennt nach draußen, um auf unserer Wipfelhöhe über das Bergland zu schauen und dem Sonnenaufgang entgegen zu schweigen. Ivo und Diana dehnen sich nach Yoga- Art auf dem Dach des PMC ( Ivo sonnengrüßelt den Tag intensiv an) und der Rest wartet auf das heiße Morgenwasser. Die fleißigen Mädels im Kochbereich der Wellblechhütte schüren das offene Feuer an und zaubern uns ein kleines Frühstück ( die Nepali starten nicht mit Frühstück, für sie gibt es gegen 10 Uhr ein reichliches Dal Bhat, bis dahin wird gedarbt) . Heute ist ein besonderer Tag: die ganze politische Wichtigkeit der Provinz reist an sowie alle Dorfbewohner der Umgebung, um die Aliens aus dem fernen Germany zu sehen. Peshala ( die Leiterin des PMC), die Lehrer der Boarding School und viele andere hämmerten und dekorierten was das Zeug hielt. Letztlich stand aus dem Nichts eine bunte Bühne mit Teppichbelag und Prominentensitzbereich. Die nepalesischen Kinder als auch wir probten die Kulturbeiträge; diesbezüglich wankte und zerrte die Tonleiter.... Für ein kritisches Publikum kein Ohrenschmaus. Nichts desto trotz haben wir am Ende einer 5stündigen parteitagsähnlichen Veranstaltung unsere Songs und die Standardtänze erfolgreich über die Bühne gebracht. Während bei den stundenlangen Reden der nepalesischen Wichtigkeiten die Aufmerksamkeit der Anwesenden deutlich nachließ, wurde es während unseres Auftrittes sehr leise ( man kann nur hoffen aus Interesse, nicht wegen Schockstarre). Die nepalesischen Schulkinder tanzten sehr anmutig und mit viel Hüftschwung die Langeweile und Langatmigkeit des Redemarathons etwas weg. Nach 5 Stunden hardcore- Sitzveranstaltung wurde es auch den Dörflern zu viel, sie seilten sich beizeiten ab, so dass am Ende von ca. 250 Personen noch 50 Unverwüstliche blieben , um die deutschen Langnasen bis zum Schluss zu beäugen ( mancher der deutschen Schüler will künftig nicht mehr den Zoo besuchen.... man kennt jetzt das Gefühl der Gegenseite). Abschließend wurde der Laden gerockt : Deutsche und Nepalis tanzten ausgelassen nach dem neuesten nepalesischen Popsong. Es fotografierte und filmte rundherum wie bei einem Bollywoodstreifen.
Uns war der Rummel um unsere Personen zu viel. Diese Aufmerksamkeit ist ungewöhnlich. Wir wurden mit nicht endender Freundlichkeit überhäuft: Blumen, Blumenketten und Schals wurden uns in Größenordnungen umgelegt; am Ende schaute nur noch die Nasenspitze aus dem Seidenschalberg heraus ( wir konnten von Glück reden, dass es heute keine 25 Grad aufwärts herab glühte; es wolkte sich ein und Regen zeigte sich).
Diesen Tag behalten wir als einen außergewöhnlichen Tag in Erinnerung. Wir dürfen die Dankbarkeit und außergewöhnliche Fürsorge der Nepali des PMC/ Boarding School mit nach Hause nehmen. Unser Anteil an diesem Projekt wiegt dennoch klein gegenüber der Mühsal und des Herzblutes, welche von Susanne und Martin Camps eingebracht werden. Ohne diese beiden würden wir nicht hier sein können, würde das Projekt nicht laufen, würden wir hier vor Ort nicht so unbeschwert und sorglos die Zeit verbringen können.
Ein von Herzen kommendes Dhanyabad!
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